Muss Russland Gold verkaufen?

(04.03.22) Die dramatischen Entwicklungen in der Ukraine beschäftigen nicht nur Kapitalanleger, sondern große Teile der Bevölkerung. Die Situation verschärft sich aktuell mehr als dynamisch: Rollende Panzer, Videos von Raketeneinschlägen, Rauchsäulen über Kiew und weiteren Metropolen in der Ukraine, Bilder von massiven Zerstörungen, verängstigte Menschen und leidende Kinder. In den Medien, gerade auch in den Sozialen Medien, herrscht eine regelrechte Nachrichtenflut.

Die Schlagzeilen haben selbst die anhaltende Corona-Pandemie medial in den Hintergrund gerückt. Für viele Menschen ist der Spagat im Umgang mit diesen Informationen kein leichter: Einerseits besteht das Gefühl, sich stets informieren zu müssen, andererseits kann schnell ein Zustand von Hilflosigkeit und Überforderung in Konfrontation mit den Inhalten aufkommen.

Ich schreibe derzeit an meinen beiden kommenden Ausgaben von Kapitalschutz vertraulich. Hier werde ich mit einer Sonderausgabe „Sichere Häfen“ auf die aktuellen Entwicklungen eingehen. Mir ist es wichtig Ihnen eine Orientierung zu geben im Hinblick auf die ökonomischen Auswirkungen und die technologischen Folgen. Beispielsweise im Hinblick auf den Ausbruch des Cyberkrieges, der bislang noch im Hintergrund steht.

Auch der ausgebrochene Finanzkrieg wird massive Folgen haben: Die Sanktionen gegen russische Banken zeigen zusehends Wirkung im Zahlungsverkehr des Landes. So gibt es bereits massive Probleme beim Abheben von Bargeld und mit Kartenzahlungen. In Moskau, St. Petersburg und anderen Städten erhielten Menschen laut dpa teils kein Geld mehr an Automaten von Banken, die auf der Sanktionsliste stehen. Auch zahlreiche Wertpapiere mit Russland-Bezug sind eingefroren und nicht mehr handelbar. Anleger flüchten verstärkt in Gold, aber auch in dezentrale Kryptowährungen wie den Bitcoin.

Der Blick auf die Devisenreserven Russlands

Ob Russlands Präsidenten Wladimir Putin die Landesfinanzen schon seit geraumer Zeit auf den Kriegsfall vorbereitet, ist nicht bekannt. Ganz sicher aber zeigen die Daten der Zentralbank der Russischen Föderation, dass die Gold- und Devisenreserven des Landes seit geraumer Zeit zunehmen. Unter dem Begriff „Devisen“ werden auf fremde Währung lautende ausländische Zahlungsmittel verstanden.

Im eigentlichen Sinn beschränkt sich der Begriff auf in fremde Währung lautende Guthaben (bei ausländischen Kreditinstituten) sowie auf Schecks und Wechsel, die auf ausländische Währungen lauten und im Ausland zahlbar sind. Hier wird auch eine wichtige Frage sein, wie sich die massiven Sanktionen gegen die Banken in Russland auswirken.

Russland hat große Rücklagen aufgebaut

Beliefen sich die Devisenreserven Anfang 2018 auf fast 448 Milliarden US-Dollar, sind es aktuell rund 630 Milliarden US-Dollar – das entspricht einem Wachstum von 41 Prozent. Das würde reichen, um für ein Jahr alle Importe zu bezahlen, ohne dass Russland etwas exportieren müsste“, so Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer in einem von tageschau.de zitierten Artikel der Süddeutschen Zeitung.

Krämer ist nicht der einzige Experte, der skeptisch ist, ob Wirtschaftssanktionen kurzfristig ernsthafte Auswirkungen haben können. In diesem Zusammenhang sagte der Russland-Kenner Vasily Astrov dem Handelsblatt, dass Russland sei kaum auf Gelder aus dem Ausland angewiesen sei. Das Land habe eine extrem niedrige Staatsverschuldung und könne sich Geld von den eigenen Banken leihen. Eine weitere Frage ist in diesem Zusammenhang ebenso, was Russland mit seinen gigantischen Goldreserven macht. Müssen diese eventuell zur Finanzierung der Kriegsfolgen – zumindest in Teilen – verkauft werden?

Der prozentuale Gold-Anteil an den Devisenreserven Russlands beträgt nur 21,5%

Für Notenbanken stellt das Edelmetall Gold traditionell einen wesentlichen Bestandteil der offiziellen Währungsreserven dar. Der Zweck nationaler Goldreserven bestand früher zumeist in der Deckung von Währungen (Goldstandard). Heutzutage dient die Aufbewahrung von Gold als nationale Reserve für Krisenzeiten sowie als Risikoausgleich für Schwankungen des US-Dollars (Kurs des Goldes fällt bei steigendem Dollarkurs und umgekehrt), da Gold in Dollar gehandelt wird. Russland verfügt über sehr große Goldreserven in Höhe von rund 2.300 Tonnen. Die Goldreserven betragen dabei rund 21,5% der Devisenreserven Russlands. Der prozentuale Gold-Anteil an den Devisenreserven ist dabei deutlich niedriger als in den USA und Deutschland mit rund 66% und liegt auch hinter Italien (63%) und Frankreich (58%). 

Russlands Krieg in der Ukraine, in Kombination mit den massiven Sanktionen, belastet den russischen Staatshaushalt exorbitant. Da die russischen Währungsreserven in Teilen eingefroren sind stellt sich die Frage, ob Russland nicht früher oder später dazu gezwungen sein wird, sein Staatsgold zu verkaufen. Das könnte negativ auf den Goldpreis wirken, ist aber unter den aktuellen Rahmenbedingungen kein Grund, um auf Gold als essenziellen Kapitalschutz-Baustein zu verzichten. Ganz im Gegenteil! 

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Russland und der Rotterdam-Effekt!

Deutschland ist für Russland der drittgrößte Exportmarkt. Das zeigt die nachfolgende Statista-Grafik auf Basis von Daten der World Integrated Trade Solution (WITS), einer Handelssoftware der Weltbank. Der mit Abstand wichtigste Exportpartner Russlands ist dagegen China mit einem Anteil von 13,4 Prozent an allen Exporten. Auf dem zweiten Rang folgen die Niederlande.

Dies liegt mutmaßlich am so genannten Rotterdam-Effekt. So erscheint etwa Rotterdam als größter europäischer Hafen in vielen ausländischen Statistiken als Zielort, selbst wenn die Ware dort lediglich umgeladen wird und dann den Rhein hinauf nach Deutschland oder über den Ärmelkanal nach England weiterbefördert wird.

Deutschland ist abhängig von Erdöl und Erdgas aus Russland

Russland exportierte zuletzt vor allem Erdöl und Erdgas im Wert von 19,4 Milliarden Euro nach Deutschland – das entspricht einem Anteil von 59% an allen deutschen Einfuhren aus Russland. Außerdem lieferte Russland Metalle, Mineralöl- und Kokereierzeugnisse und Kohle nach Deutschland.

Weitere wichtige Exportmärkte Russlands sind Weißrussland, die Türkei, Südkorea, Italien und Kasachstan. Der Anteil der russischen Exporte ins Vereinigte Königreich und in die USA liegt dagegen nur bei 3,1 Prozent. Ein Handelsstopp mit Erdgas hätte für Russland ebenso die schwerwiegendsten Auswirkungen.

Wirtschaftskrise: Deutschland und Russland sind tief vernetzt!

Die Wirksamkeit von Handelssanktionen gegen Russland lässt sich derzeit nur schwer einschätzen. Fest steht allerdings, dass sie sich auch auf Deutschland massiv auswirken würden bzw. werden. Die Frage ist dabei: Wie stark werden die Sanktionen gegen Russland auch Unternehmen in Deutschland treffen? Wie die nachfolgende Statista-Grafik auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamts zeigt, hat sich der Handel zwischen beiden Ländern gegenüber dem Beginn des Jahrtausends intensiviert, hierbei spielen die Energiepreise eine große Rolle.

Insgesamt liegt der Anteil Russlands am deutschen Außenhandel bei 2,3 Prozent. Der Anteil der Exporte Russlands nach Deutschland ist dabei höher: er liegt bei 6,6 Prozent an den gesamten russischen Exporten des Jahres 2019. Außerhalb der Europäischen Union war Russland für Deutschland zuletzt der viertwichtigste Importpartner sowie der fünftwichtigste Abnehmer deutscher Waren. Zum Vergleich: Den größten Teil ihres Handels außerhalb der EU treibt die Bundesrepublik mit der Volksrepublik China (9,5 %) gefolgt von den USA (7,5 %).

Was passiert mit den Rohstofflieferungen aus Russland?

Deutschland exportiert hauptsächlich Maschinen, Kraftwagen und Kraftwagenteile und chemische Erzeugnisse nach Russland. Deutschland importierte 2021 vor allem Erdöl und Erdgas im Wert von 19,4 Milliarden Euro – das entspricht einem Anteil von 59% an allen Einfuhren aus Russland. Außerdem lieferte Russland Metalle, Mineralöl- und Kokereierzeugnisse und Kohle nach Deutschland.

Die Verbindungen zwischen deutschen und russischen Unternehmen sind nach Angaben des Statistischen Bundesamts auf einem ähnlichen Niveau wie der Außenhandel: 1,9 % des Umsatzes aller auslandskontrollierten Unternehmen in Deutschland erwirtschafteten Unternehmen mit Hauptsitz in Russland.

Zum Vergleich: Auf Unternehmen mit Hauptsitz in den USA entfielen 17,9 % des Umsatzes. 164 russisch geführte Unternehmen gab es 2019 in Deutschland. Sie beschäftigten gut 8 100 Menschen und erwirtschafteten dabei einen Umsatz in Höhe von 31,6 Milliarden Euro.

Rohstoffe: Deutschlands Gasreserven schrumpfen!

der russische Angriff auf die Ukraine wird weitere EU-Sanktionen zur Folge haben. Was bisher beschlossen wurde lässt sich auf der Seite des Europarats nachlesen. Aktuelle Berechnungen des Instituts für Weltwirtschaft Kiel (IfW Kiel) zeigen, mit welchen Handelssanktionen der Westen die russische Wirtschaft am härtesten treffen würde. Demnach hätte ein Handelsstopp mit Erdgas die schwerwiegendsten Auswirkungen. Die Folgen eines solche Embargos beziffert das IfW Kiel auf rund drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Ein Handelsstopp mit Öl würde die Wirtschaftsleistung um 1,2 Prozent schrumpfen lassen.

Für die Berechnung des Instituts „wurde ein völliger Stopp aller Importe und Exporte für die jeweilige Produktgruppe durch die westlichen Verbündeten“ simuliert. Während die Folgen eines Gas- und Öl-Embargos für Russland schmerzhaft sein könnten, gehen die Analysten für Deutschland und die EU nur relativ überschaubaren negativen Effekten aus. Mit Blick auf die Gasreserven Deutschland zeigen sich dennoch die zunehmenden Risiken.

Droht ein weiterer Anstieg der Gaspreise?

Aktuell beläuft sich der Füllstand der Gasspeicher in Deutschland laut Gas Infrastructure Europe auf rund 30 Prozent. Anfang des Jahres waren es noch über 50 Prozent. Seitdem sind die Reserven laufend geschrumpft, wie die nachfolgende Statista-Grafik zeigt. Sollten die Erdgaslieferungen aus Russland stocken oder eingestellt werden, droht zumindest ein Anstieg der Gaspreise.

Derzeit bezieht Deutschland mehr als 50 Prozent seines Erdgases von Russland. Beispielsweise geht der Oldenburger Energieversorger EWE laut NDR in Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine von deutlich höheren Gas- und Strompreisen aus. Dagegen geht ein vor kurzem veröffentlichter Artikel auf Spiegel Online davon aus, dass die EU dank Flüssiggas und mildem Winter ohne russisches GAs durch den Restwinter kommt.

Rohstoffe bergen hohe Risiken und bieten große Chancen!

Die Russland-Krise verstärkt den geopolitischen Kampf um Zugangswege zu strategischen Rohstoffen. Im Segment der Rohstoffe liegen für 2022 große Beschaffungsrisiken, die wiederum hohe Investitionschancen mit sich bringen. Gerade auch im Segment der Energierohstoffe. Deswegen habe ich dieser wichtigen Thematik „Rohstoffe“ bereits – weit vor Ausbruch des Krieges – meine erste Sonderausgabe von Kapitalschutz vertraulich für das Jahr 2022 gewidmet.

Setzen Sie auf Finanzielle Selbstverteidigung!

Den Begriff der Resilienz lesen und hören Sie in den letzten Jahren immer häufiger. Darunter versteht man ganz grundlegend eine psychische Widerstandsfähigkeit, die Fähigkeit Krisen zu bewältigen und diese durch einen Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen als Anlass für Entwicklungen zu nutzen.

Diese Vorgehensweise lässt sich auch auf alle anderen Bereiche unseres täglichen Lebens übertragen, allen voran auf wirtschaftliche und finanzielle Ereignisse, ebenso wie auf die in Meilenstiefeln immer weiter fortschreitende Digitalisierung, die auch gleichbedeutend ist mit einer Abschaffung gewohnter Dinge, wie beispielsweise unserem Bargeld oder dem Bankensystem wie wir es derzeit noch kennen: Finanzielle Selbstverteidigung!

Kryptonomics von Markus Miller: Das neue Digitalzeitalter der Tokenisierung!

Wir befinden uns längst in einem monetären Klimawandel. Damit verbunden ist ein vielschichtiger Paradigmenwechsel, der durch die Pandemie und die politischen Reaktionen darauf ausgelöst wurde.

Tiefgreifende Veränderungen in der Fiskal- und Geldpolitik werden spürbare Konsequenzen auf das Geldsystem und letztlich auch auf die Bevölkerung haben. Umfassende Grundlagen wie Sie diese Entwicklungen in Kombination mit dem technologischen Fortschritt zu Ihrem Vorteil nutzen können bietet Ihnen Kryptonomics!

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PPS: Analysen und Beiträge im Hinblick auf den Megatrend der Digitalisierung finden Sie auf unserem Themen-Portal KRYPTO-X.BIZ

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