(27.01.22) In den ersten Wochen des neuen Jahres haben Sie vermutlich wieder unzählige Prognosen von Ökonomen, Banken und sonstigen „Experten“ gelesen, im Hinblick auf die Entwicklungen im Jahr 2022. Mit Bezug auf stichtagsbezogene Jahresendprognosen für Börsenkurse sind derartige Aussagen für mich ein Raten mit Zahlen und Kaffeesatzleserei. Auch im Zeitraum der 365 Tage des Jahres 2022 kann und wird wieder so viel passieren, was zeitpunktbezogene Prognosen schlicht innerhalb kürzester Zeit ad absurdum führt. Im Positiven wie im Negativen.
Unter all den zahlreichen Studien, die ich in den letzten Wochen gelesen habe, möchte ich die Aussagen der Risikomanager von AON aus ihrem Aon Global Risk Management Survey hervorheben, die ich Ihnen nachfolgend zusammengefasst habe. Wichtig ist dabei, dass ein Risiko immer auch mit einer Chance verbunden ist. Risikomanagment – durch wirkungsvolle und breit gestreute Kapitalschutz-Strategien – ist deswegen stets auch ein Chancenmanagment.
Dominoeffekte verstärken Risiken wie Chancen!
Nicht nur die Welt, auch die Risiken werden immer vernetzter, so die Grundaussage von AON. COVID 19 hat gezeigt, dass eine Pandemie weitaus mehr ist als ein Gesundheitsrisiko. Mit Folgen wie Betriebsunterbrechungen, Rohstoffmangel oder Konjunkturflauten ist zu rechnen. Aus der Unvorhersehbarkeit von Ereignissen, die in ihren Auswirkungen kaum einzuschätzen sind, resultiert eine erhöhte Volatilität bei wirtschaftlichen Entwicklungen. Die Pandemie hat den Umgang mit Risiken grundlegend verändert.
So ist das Bewusstsein für den Domino-Effekt zwischen einzelnen Risiken gestiegen. Beispielhaft dafür sind etwa Betriebsunterbrechungen, die im Rahmen der Pandemie gleichzeitig verschiedene Branchen und Unternehmen weltweit getroffen haben. Das Risiko einer Pandemie stieg von Platz 60 in der Unternehmens-Umfrage 2019 auf Platz 7 im Jahr 2021 und erreichte außer in Nordamerika in jeder Region die Top Ten.
Cyberrisiken und Datenmissbrauch werden nach wie vor in allen Branchen und Regionen der Welt für die größten Risiken gehalten. Danach folgen in der globalen Rangliste Betriebsunterbrechungen, schwächere Konjunktur sowie Rohstoff- und Materialknappheit.
Inflation: Preissteigerungen im Quintett!
In der deutschen Wirtschaft steigen die Preise in allen Bereichen. Das zeigt die nachfolgende Statista-Grafik auf Basis von Daten des Statistisches Bundesamtes. Dies trifft unter anderem auf die Preise von importierten Waren zu. Der entsprechende Index liegt im Oktober 2021 um 16,5 Prozent höher als noch im Oktober 2019. Bei exportierten Waren stiegen die Preise im selben Zeitraum um 8,4 Prozent. Besonders stark gestiegen sind auch die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte. Sie sind im genannten Zweijahreszeitraum um 18,6 Prozent gestiegen.

Gestörte Lieferketten führen zu steigenden Rohstoffpreisen
Derart stark sind die Preise zuletzt in der ersten Ölkrise in den 1970er Jahren gestiegen. Grund sind unter anderem Materialengpasse und hohe Beschaffungskosten. So sind zahlreiche Lieferketten in Europa und den USA immer noch stark gestört. Bei den Verbraucherpreisen fällt der Anstieg mit 4,9 Prozent am geringsten aus. Hier gibt es aber Ausreißer wie Gemüse oder Heizöl, die deutlich teurer geworden sind.
Die Störungen der Lieferketten sind laut IWF zusammen mit den steigenden Rohstoffpreisen und den angesammelten Ersparnissen von Verbrauchern ein Grund für die steigenden Verbraucherpreise. Diese weltweite Inflation wird laut IWF Ende des Jahres 2021 ihren Höhepunkt erreichen und dann Mitte des Jahres 2022 in vielen Ländern wieder auf das Vorkrisenniveau zurückfallen. Ob diese positive Erwartung wirklich eintritt, ist stark zu bezweifeln. Auch das drohende Szenario einer nachhaltig hohen Inflation ist nicht unwahrscheinlich. Die Importpreise, Exportpreise, Großhandelsverkaufspreise, Verbraucherpreise und Erzeugerpreise steigen derzeit jedenfalls im Quintett
Inflation, Rohstoffpreise und Immobilien: Bauen verteuert sich massiv!
Auch die Baukosten für neue Wohngebäude in Deutschland sind zuletzt deutlich angestiegen. Das zeigt die nachfolgende Statista-Grafik auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamtes. Insbesondere Zimmer- und Holzbauarbeiten haben sich deutlich verteuert – im Vergleich zum Vorjahresmonat um ganze 30 Prozent.
Auch Metallbauarbeiten, Entwässerungskanalarbeiten, Dachdeckungs- und Dachabdichtungsarbeiten sowie Stahlbauarbeiten sind derzeit deutlich kostspieliger als noch vor einem Jahr. Vergleichsweise moderat ist da noch das Plus von 8,3 Prozent bei Fliesen- und Plattenarbeiten. Steigende Rohstoffpreise für Holz und Metalle zeigen somit auch im Immobilienbereich ihre gravierenden Auswirkungen.

Auch die Preise für Bauland steigen
Der starke Preisanstieg am Bau trifft Deutschland in einer Phase, in der Immobilien ohnehin schon teurer werden. Besonders in den Großstädten Deutschlands wie München oder Stuttgart sind die Immobilienpreise in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Zu den Städten mit den höchsten Kaufpreisen für Eigentumswohnungen gehören regelmäßig München, Freiburg im Breisgau sowie Stuttgart. Dadurch haben immer weniger jüngere Haushalte die Möglichkeit, Wohneigentum zu erwerben.
Auch die Baulandpreise steigen: in den vergangenen drei Jahrzehnten sind sie in Deutschland um über 360 Prozent nach oben geklettert. Kurz nach der Wiedervereinigung kostete ein Quadratmeter baureifes Land im Schnitt 43 Euro. Derzeit müssen Käufer dagegen rund 200 Euro pro Quadratmeter investieren. Am stärksten sind die Preise für Bauland in Berlin in die Höhe geschossen.
Gas gibt Gas: +549%!
Im Dezember kostete eine Million über Title Transfer Facility, einem virtuellen Handelspunkt im niederländischen Gasnetz, gehandelte British thermal units (entspricht etwa 26,4 Kubikmeter bzw. 0,3 Megawattstunde) Erdgas 38 US-Dollar – das entspricht einem Plus von rund 549 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Steigende Großhandelspreise bedeuten in vielen europäischen Ländern auch steigende Verbraucherpreise. Das gilt auch für Deutschland, wie der Verivox-Verbraucherpreisindex Gas zeigt. Kostet die Kilowattstunde im Dezember 2020 5,59 Euro waren es ein Jahr später 8,21 Euro.
Damit trägt der Gaspreis zur steigenden Inflationsrate bei. Als einen wichtigen Grund für die Entwicklung sehen Experten eine steigende Nachfrage in Asien und Europa. Auch Russland, genauer gesagt Gazprom, wird eine Mitverantwortung nachgesagt. Das Land benutze den Rohstoff als politisches Druckmittel. Dafür gibt es durchaus Indizien. So stieg der Preis im Dezember 2021 unter anderem auch, weil Gazprom seine Lieferungen durch die Leitung Jamal–Europa, die über Belarus und Polen nach Deutschland führt, deutlich zurückgefahren hätte. 94 Prozent des hierzulande verbrauchten Erdgases müssen importiert werden – davon kommt über die Hälfte aus Russland. Der sich verschärfende Russland-Ukraine-Konflikt trägt dabei nicht zur Entspannung bei, im Gegenteil.

Rohstoff- und Materialknappheit zählen zu den größten Risiken 2022!
Rohstoffe begleiten die Entwicklungsgeschichte der Menschheit von Beginn an. Organische Rohstoffe sind als Energielieferant die Basis jeglichen Lebens auf der Erde. Von den Jägern und Sammlern haben wir uns über Jahrtausende zu Produzenten und Händlern von immer fortschrittlicheren Gütern entwickelt, deren Grundlage stets Rohstoffe sind. Mit der Stein-, Kupfer-, Bronze- und Eisenzeit sind die frühen Epochen unserer Evolution nach Rohstoffen benannt. Heute leben wir in der Erdneuzeit, die man auch als „Hochtechnologiezeit“ oder „Digitalzeit“ bezeichnen könnte. Dieses Zeitalter ist geprägt von einer stark wachsenden Weltbevölkerung und einem gigantischen Ressourcenverbrauch an Rohstoffen, der in den letzten Jahrzehnten geradezu explodiert ist.
Die Corona-Pandemie hat zu deutlichen Verwerfungen an den internationalen Rohstoffmärkten geführt und die bereits bestehenden Risiken in der Rohstoffversorgung nochmals deutlich verstärkt. Die Vorkommen wichtiger Rohstoffe sind häufig auf wenige Länder konzentriert und werden nur durch eine sehr begrenzte Anzahl von Unternehmen abgebaut. Zahlreiche Länder, die große Vorkommen an Rohstoffen haben, sind darüber hinaus politisch und wirtschaftlich instabil. Gleichzeitig neigen diese Staaten dazu, ihren Reichtum an natürlichen Ressourcen geostrategisch zu instrumentalisieren.

China sichert sich die Rohstoffe des Kongo!
Die Demokratische Republik Kongo gehört zu den rohstoffreichsten Ländern der Welt. Wie die nachfolgende Statista-Grafik auf Basis von Daten der World Integrated Trade Solution (WITS) zeigt, ist China der größte Abnehmer von Rohstoffexporten des zentralafrikanischen Staates: Im Jahr 2019 betrug der Wert der Exporte mehr als eine halbe Milliarde US-Dollar.
Die Exporte in die USA oder nach Deutschland erscheinen dagegen mit 7,2 Millionen Euro (USA) bzw. 4,5 Millionen Euro (DE) äußerst gering. Gefördert werden in der Demokratischen Republik Kongo vor allem Diamanten, Gold, Kupfer, Coltan, Mangan, Blei, Zink und Zinn.

Der arme Kongo ist reich an natürlichen Ressourcen
Die Demokratische Republik Kongo ist das zweitgrößte Land Afrikas, mehr als sechsmal so groß wie Deutschland. Die Bevölkerung von aktuell rund 90 Millionen Menschen wird sich bis 2050 Schätzungen zufolge auf rund 200 Millionen mehr als verdoppeln. Durch seinen großen Rohstoffreichtum hat das Land laut Germany Trade & Invest allerdings das Potential, diesem Bevölkerungsdruck stand zu halten. Dazu müssten die Einnahmen aus dem Rohstoffexport in den Ausbau von Infrastruktur, Bildung, Industrie und Kreislaufwirtschaft sowie in nachhaltige Landwirtschaft und Tourismus investiert werden.
China hat sich dabei in den vergangenen Jahrzehnten zu einem wichtigen Investitions-Partner etabliert. Im Zeitraum von Januar 2005 bis Dezember 2020 entfielen rund 303 Milliarden US-Dollar der chinesischen Direktinvestitionen auf Subsahara-Afrika. Diese Summe wird nur noch von den chinesischen Direktinvestitionen in Europa übertroffen (428 Milliarden US-Dollar). Die obige Grafik zeigt die Länder, die für mindestens 1 Million US-Dollar Rohstoffe aus der Demokratischen Republik Kongo importiert haben. Die WITS ist eine von der Weltbank bereitgestellte Handelssoftware, mit der Benutzer mehrere internationale Handelsdatenbanken abfragen können.
Rohstoff-Investments sind – auch – eine Inflationsversicherung!
Die Vergangenheit hat wiederholt gezeigt, dass die politischen und wirtschaftlichen Reaktionen auf ein sich veränderndes Angebot an Rohstoffen und die damit verbundene Rohstoffnachfrage stets äußerst träge erfolgen. Dadurch entstehen häufig sehr starke Konjunktur- und Rohstoffzyklen. Die weiter anwachsende Weltbevölkerung und das damit verbundene Wirtschaftswachstum in den Schwellenländern werden die Rohstoffnachfrage auch in Zukunft antreiben.
Ebenso der Aspekt, dass zahlreiche mineralische Rohstoffe eine besondere Bedeutung für die Zukunftstechnologien haben, die im Zusammenhang mit der massiv zunehmenden Digitalisierung und Automatisierung unserer Welt und unseres täglichen Lebens stehen. Ein Investment in Rohstoffe ist für mich nicht nur eine reine Spekulation auf steigende Kurse, sondern auch eine Absicherung vor den Inflationsrisiken, die gerade durch massive Preissteigerungen bei vielen Rohstoffen angetrieben werden.
Die latent drohende Rohstoff- und Materialknappheit zählt somit gleichzeitig zu den größten Chancen für das Jahr 2022!
Fazit: Rohstoffe bergen hohe Risiken und bieten große Chancen!
Im Segment der Rohstoffe liegen für 2022 große Beschaffungsrisiken, die wiederum hohe Investitionschancen mit sich bringen. Gerade auch im Segment der Energierohstoffe. Deswegen habe ich dieser wichtigen Thematik der Rohstoffe meine erste Sonderausgabe von Kapitalschutz vertraulich für das Jahr 2022 gewidmet: Kapitalschutz vertraulich
Kryptonomics von Markus Miller: Das neue Digitalzeitalter der Tokenisierung!
Wir befinden uns längst in einem monetären Klimawandel. Damit verbunden ist ein vielschichtiger Paradigmenwechsel, der durch die Pandemie und die politischen Reaktionen darauf ausgelöst wurde.
Tiefgreifende Veränderungen in der Fiskal- und Geldpolitik werden spürbare Konsequenzen auf das Geldsystem und letztlich auch auf die Bevölkerung haben. Umfassende Grundlagen wie Sie diese Entwicklungen in Kombination mit dem technologischen Fortschritt zu Ihrem Vorteil nutzen können bietet Ihnen Kryptonomics!

Setzen Sie auf Finanzielle Selbstverteidigung!
Den Begriff der Resilienz lesen und hören Sie in den letzten Jahren immer häufiger. Darunter versteht man ganz grundlegend eine psychische Widerstandsfähigkeit, die Fähigkeit Krisen zu bewältigen und diese durch einen Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen als Anlass für Entwicklungen zu nutzen.
Diese Vorgehensweise lässt sich auch auf alle anderen Bereiche unseres täglichen Lebens übertragen, allen voran auf wirtschaftliche und finanzielle Ereignisse, ebenso wie auf die in Meilenstiefeln immer weiter fortschreitende Digitalisierung, die auch gleichbedeutend ist mit einer Abschaffung gewohnter Dinge, wie beispielsweise unserem Bargeld oder dem Bankensystem wie wir es derzeit noch kennen: Finanzielle Selbstverteidigung!
PS: Fundierte Praxisempfehlungen liefert Ihnen mein Wirtschaftsdienst KAPITALSCHUTZ VERTRAULICH
PPS: Analysen und Beiträge im Hinblick auf den Megatrend der Digitalisierung finden Sie auf unserem Themen-Portal KRYPTO-X.BIZ
PPPS: Die Digitalisierung im Vermögensmanagement finden Sie auf unserem Portal ROBO-X.BIZ
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