Ein digitaler Euro kann noch in diesem Jahr Realität werden, herausgegeben von privaten Unternehmen und über Distributed-Ledger-Technologie (DLT) verwirklicht. Zu diesem Ergebnis kommt das Whitepaper „Der Zahlungsverkehr der Zukunft: Programmierbare Zahlungen im Bereich IoT“, das gemeinsam von der Hamburger PPI AG, der Cash on Ledger Technologies GmbH, der Digital Euro Association und dem Frankfurt School Blockchain Center veröffentlicht wurde.
Nur durch eine solche elektronische Währung lässt sich das gewaltige Potenzial des Internet of Things (IoT) heben. Die im IoT möglichen neuartigen, teils revolutionären Geschäftsmodelle benötigen effiziente, automatisierte und echtzeitfähige Zahlungsmethoden. Und das möglichst frühzeitig. „Selbst wenn sich die Europäische Zentralbank in diesem Jahr entscheidet, einen digitalen Euro herauszugeben, wird dieser nicht auf einer DLT basieren und kaum vor 2026 verfügbar sein. Das ist zu spät“, sagt hierzu Anja Kamping, Senior Consultant bei der PPI AG und Mitautorin des Whitepapers.
Die Blockchain-Technologie ist das Mittel der Wahl
Private Unternehmen arbeiten daher längst an eigenen Lösungen rund um digitale Währungen, die vor allem für die Industrie und den Bereich IoT von besonderem Nutzen wären. Technisch basieren die Alternativen zu einer digitalen Zentralbankwährung (CBDC) auf der DLT. Bei dieser sind die Informationen auf vielen verschiedenen Computern eines Netzwerks abgelegt, die sich gegenseitig auf die Echtheit der vorhandenen Daten kontrollieren. Zudem verspricht die Nutzung von DLT-basierten Smart Contracts erhebliches Automatisierungspotential für jegliche Geschäftsprozesse und -modelle.
Triggerlösung als Brückentechnologie
Dabei kann zunächst eine technologische Verbindung zwischen dem konventionellen SEPA-System und einer DLT-basierten Anwendung geschaffen werden. Diese sogenannte Triggerlösung ist jedoch nur ein Behelf, denn sie beseitigt die Limitationen von SEPA nicht: die Notwendigkeit der menschlichen Autorisierung, die langen Zahlungslaufzeiten und damit inhärent die fehlende Möglichkeit echter Delivery-versus-Payment-Funktionen.
Eine Triggerlösung als kurzfristige Maßnahme hilft, eine gewisse Zeit zu überbrücken. Wir brauchen mittel- bis langfristig ein Zahlungsverkehrs-system, dass die Limitationen aufhebt und vollautomatische Zahlungen auch zwischen Maschinen zulässt“, erklärt hierzu Prof. Dr. Philipp Sandner, Gründer und Leiter des Frankfurt School Blockchain Center und Mitautor des Whitepapers.
Native DLT-basierte Zahlungsmittel
Die im Whitepaper untersuchten potenziellen Lösungen erfüllen die Voraussetzungen für automatisierte Zahlungen im IoT. Zur Diskussion stehen Stablecoins, also Token, die einen bestimmten realen Gegenwert nachbilden – zukünftig wohl als tokenisiertes E-Geld bezeichnet – oder tokenisiertes Giralgeld. Für dieses existieren bislang kaum Regularien. Bei der EU ist hingegen die Verordnung „Markets in Crypto-Assets“, kurz MiCA, in Planung, die Stablecoins/tokenisiertes E-Geld reguliert.
Die EU-Verordnung reduziert das Gegenparteirisiko
Unter MiCA würde für werthaltige Token die E-Geld-Richtlinie greifen, sodass Stablecoins zu tokenisiertem E-Geld werden könnten. Das bisher erhebliche Gegenparteirisiko bei Euro-Stablecoins wäre dann deutlich reduziert und diese somit eine gangbare Alternative zu Giralgeld. Ein öffentlicher digitaler Euro wäre natürlich wünschenswert, aber es ist eher fraglich, ob dieser dann auch auf DLT basieren würde.
Und nur damit lassen sich die die Limitationen in Bezug auf Micropayments, Streaming Money und Integration von Maschinen in den Zahlungsprozess auflösen. Die Emittierung von tokenisiertem E-Geld durch private Unternehmen ist daher nach Meinung der Autoren des neuen Whitepapers die wohl wahrscheinlichste und mittelfristig sinnvollste Lösung.
CBDC: Digitale Zentralbankwährungen in Europa!
Lediglich 15 europäische Länder beteiligen sich derzeit an der Entwicklung einer digitalen Zentralbankwährung (CBDC = Central Bank Digital Currency). Darunter versteht man virtuelles Geld ähnlich wie Bitcoin oder Ethereum, dass allerdings nicht dezentral gespeichert, sondern von einer offiziellen Zentralbank ausgestellt wird.
Während in einigen Ländern schon Pilotprogramme für digitale Währungen laufen, ist die Beteiligung an der Entwicklung des EU-Äquivalents D-Euro spärlich, wie die nachfolgende Statista-Grafik zeigt.

Der digitale Zentralbank-Euro wird noch Jahre auf sich warten lassen
Die Technologie hinter dem E-Euro bzw. dem digitalen Euro (D-Euro), der frühestens 2026 ausgerollt werden soll, ist dabei relativ konservativ. Setzen einige EU-Länder in speziellen Unterprogrammen beispielsweise auf Blockchain-Technologie, will die Europäische Zentralbank den Digital-Euro als Quasi-Paypal-Alternative anbieten, also als digitales Konto mit einer Einlage von maximal 3.000 Euro. Der Grad des Engagements für den E bzw. D-Euro ist schwankend.
Weltweit gibt es bereits fünf Länder mit digitalen Zentralbankwährungen
Frankreich beteiligt sich aktiv an experimentellen Umsetzungsphasen der Digitalwährung, während andere EU-Mitglieder wie Deutschland skeptisch ob des Nutzens einer einheitlichen Digitalwährung sind. Litauen hingegen geht mit der LBCOIN als Testballon für eine nationale Kryptowährung einen gänzlich anderen Weg, genau wie Spanien.
Im Juni 2021 schlug die dort regierende Sozialistische Arbeiterpartei vor, eine vom D/E-Euro unabhängige nationale Digitalwährung einzuführen. Bisher gibt es weltweit nur fünf Länder mit einer digitalen Zentralbankwährung. In St. Kitts und Nevis, Antigua und Barbuda, St. Lucia und Grenada wurde im März 2021 DCash (Bild) eingeführt, auf den Bahamas gibt es schon seit 2019 den Sand Dollar.
Deutsche Wirtschaft: 78% befürworten digitalen Euro!
Die Europäische Zentralbank (EZB) informiert aktuell über ihre Pläne für einen digitalen Euro. Die deutsche Wirtschaft hat zu dem Thema bereits eine klare Meinung: Drei Viertel (78%) aller Unternehmen ab 50 Beschäftigten wollen, dass die EZB einen digitalen Euro einführt. Nur jedes Fünfte (20%) hält nichts von solchen Plänen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage unter 652 Unternehmen aller Branchen in Deutschland im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.
Andere Nationen sind bei digitalem Zentralbankgeld schon weiter und haben bereits Pilotprojekte gestartet. Der Bitkom ist der Ansicht, dass auch wir unser Tempo erhöhen müssen, um diesen Vorsprung aufzuholen. „Europa sollte bei digitalem Zentralbankgeld eine weltweit führende Rolle anstreben. Der digitale Euro ist ein ganz zentrales Element einer digital souveränen EU“, so der Bitkom-Präsident.

Von Machine-to-Machine-Zahlungen bis zum Internet of Things
Für einen digitalen Euro spricht aus Sicht der Unternehmen vor allem, dass sonst andere staatliche oder private Digitalwährungen zum Einsatz kommen, die europäische Werte untergraben könnten (78%). Zwei Drittel (69%) plädieren für den digitalen Euro, damit auf dem künftigen Kapitalmarkt mit tokenisierten Wertpapieren nahtlose Zahlungs- und Abwicklungsprozesse möglich werden. Und ähnlich viele (64%) sehen einen Vorteil darin, dass auch bei abnehmender Bedeutung von Bargeld im digitalen Zeitalter den Bürgern der direkte Zugang zur Zentralbank erhalten bleibt.
6 von 10 (60%) erwarten, dass ein digitaler Euro es der EZB in Krisenzeiten ermöglicht, neue geldpolitische Instrumente wie etwa Negativzinsen effektiver umzusetzen. Und 4 von 10 (40%) sehen den Bedarf für einen digitalen, programmierbaren Euro in der Industrie, um Zahlungsprozesse zu automatisieren. Damit könnten sich zum Beispiel Machine-to-Machine-Zahlungen im Internet of Things umsetzen lassen. Nur 11% sind der Meinung, ein digitaler Euro habe überhaupt keine Vorteile.
65% der Befragten befürchten Datenschutzrisiken
Allerdings gibt es auch Sorgen rund um die Einführung eines digitalen Euros. So sehen zwei Drittel (65%) Datenschutzrisiken, wenn die Zentralbank tiefere Einblicke in die Zahlungsprozesse erhält. Rund jedes zweite Unternehmen (49%) sieht die Finanzstabilität gefährdet, weil durch den digitalen Euro der Einfluss der Banken in Krisenzeiten sinkt.
Nur jedes zehnte Unternehmen (10%) sieht schlicht keinen Bedarf für einen digitalen Euro, 8% meinen, die Wirtschaft solle selbst Lösungen für den Zahlungsverkehr der Zukunft entwickeln. Lediglich 13% geben an, es spreche nichts gegen einen digitalen Euro.
Fazit: Die Krypto-Technologie ist weit mehr als Bitcoin, Ethereum & Co.
Ich bin davon überzeugt, dass es ein mehrdimensionales Krypto-Geldsystem in der digitalisierten Welt der Zukunft geben wird. Dezentrale Kryptowährungen wie der Bitcoin werden zu einer Art digitalem Gold. Zentrale Stablecoins von Privatunternehmen – wie beispielsweise Facebooks Diem – werden in Koexistenz neben zentralen Kryptowährungen von Notenbanken (CBDC) existieren, neben zahlreichen weiteren, hochattraktiven und chancenreichen Cryptocoins. Mehr dazu auf unserem Themen-Portal: KRYPTO-X.BIZ.
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