Spanien und Italien sind früh und hart von der Corona-Pandemie getroffen worden. Die Folgen für die Volkwirtschaft waren gravierend. Der Weg zur wirtschaftlichen Erholung in Spanien und Italien wird trotz Steuerstundungen und Liquiditätsgarantien lang und beschwerlich so eine aktuelle Analyse des Kreditversicherers Coface. Die Coface-Analysten prognostizieren für Spanien einen Einbruch der Wirtschaftsleistung im Jahr 2020 um 12,8 Prozent und für Italien um 13,6 Prozent. Die Unternehmensinsolvenzen werden in Spanien bis 2021 voraussichtlich um 22 Prozent und in Italien um 37 Prozent gegenüber 2019 zunehmen.
Für 2021 erwartet Coface, dass das BIP Spaniens und Italiens um 10,2 Prozent bzw. 8,9 Prozent steigen wird, so dass die Volkswirtschaften dann noch 3,9 Prozent bzw. 5,9 Prozent unter dem Niveau von 2019 bleiben werden. Die aktuelle Finanzlage der Unternehmen in Spanien und Italien ist gesünder als am Vorabend der globalen Finanzkrise von 2008. Seitdem ist es den spanischen Unternehmen gelungen, ihre Schulden um 20 Prozentpunkte deutlich zu reduzieren und im dritten Quartal 2019 auf eine Quote von 37 Prozent ihres Vermögens zu drücken.
50 Prozent Verschuldungsquote bei Unternehmen in Italien
Auch italienische Unternehmen haben ihre finanzielle Situation seit dem 59-Prozent-Höchststand im 4. Quartal 2011 verbessert, wenn auch in geringerem Maße. Mit einer Verschuldungsquote von 50 Prozent sind die Unternehmen in Italien nun die am höchsten verschuldeten unter den großen europäischen Volkswirtschaften. Coface geht davon aus, dass die Anfälligkeit der Unternehmen je nach Sektor und Größe unterschiedlich sein wird, nicht nur in Bezug auf die Intensität der Schocks, sondern auch angesichts der Fragilität ihrer Bilanzen.
Die großen Automobilhersteller könnten aufgrund ihrer Gewohnheit, wenig Liquidität zu halten, in noch größere Schwierigkeiten geraten: Ende 2018 betrugen die Barreserven in Prozent des Umsatzes nur 2,7 Prozent in Italien und 0,5 Prozent in Spanien. Auch der Einzelhandel und das Baugewerbe beider Länder sind, wie auch die kleinen Textilhersteller Italiens, aufgrund ihrer hohen Verschuldung und der voraussichtlich niedrigen Zinsdeckungsrate besonders anfällig.
Land unter in Italien und Spanien
Ohne weitere Hilfen der Europäischen Union sieht es für die großen Volkswirtschaften in Italien und Spanien mehr als düster aus. Frei nach Hilmer Kopper, dem ehemaligen Chef der Deutschen Bank, erscheinen die Probleme in Griechenland vor diesen Entwicklungen fast schon wie Peanuts. Durch die Corona-Krise haben zahlreiche Länder weltweit neue Schulden aufgenommen.
Eine aktuelle Auswertung von Credit Suisse auf Basis von Daten des Internationalen Währungsfonds (IWF) zeigt, wie sich die Verschuldung der Staaten im Verhältnis zum BIP entwickelt hat. Besonders Italien und die USA haben durch die Pandemie hohe neue Schulden aufgenommen. In Deutschland hält sich die Staatsverschuldung durch Corona dagegen noch in Grenzen, wie die nachfolgende Statista-Grafik zeigt. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass die Bürger und Steuerzahler Deutschlands – über die EU- und Euro-Systeme – längst für Italien und Spanien bürgen und mithaften!

Achtung Systemdefekt: Stabilitätsfaktoren außer Kraft!
Mit der Verabschiedung des EU-Maßnahmenpaketes in Höhe von 1,8 Billionen Euro zur Linderung der dramatischen Auswirkungen der Corona-Pandemie, nimmt die EU erstmals in ihrer Geschichte gemeinschaftlich Kredite auf. Einer der wesentlichsten Bestandteile der Stabilitätsbedingungen in den Verträgen von Maastricht ist damit – erneut – gebrochen: nämlich, dass kein EU-Staat für die Schulden anderer Länder haftet. Fatal ist: Die Belastungen Deutschlands sind am höchsten, obwohl die Bürger bereits die höchsten Steuern und fast die geringsten Rentenniveaus und Durchschnittsvermögen in der gesamten EU haben.
Darüber hinaus sind weitere Stabilitätsfaktoren mittlerweile außer Kraft gesetzt. Im Zusammenhang mit den Rettungsmaßnahmen für Griechenland wurden – sinnvollerweise – einschneidende Strukturreformen von Griechenland eingefordert, damit die Hilfsgelder nicht einfach wieder im ineffizienten System Griechenlands versickern. Jetzt fließen die EU-Hilfsgelder ohne große Forderungen oder gar Bedingungen für Reformen an Problemstaaten wie Italien, Spanien und Frankreich. Ein Beispiel für die Europäische Union der Ungleichheit zeigt der Blick auf die Lebensarbeitszeiten der Bürger.
Arbeitsleben: Massive Diskrepanz zwischen Deutschland, Italien und Spanien
Laut einer Prognose von Eurostat liegt die durchschnittliche Dauer des Berufslebens in der EU bei 35,2 Jahren. Die Vorhersage basiert dabei auf der Population von Erwachsenen, die 2019 fünfzehn oder älter waren. Die Zahlen rangieren innerhalb der Europäischen Union zwischen 32 Jahren in Italien und 42 Jahren in Schweden. In Deutschland erwarten eine Person schätzungsweise 39 Jahre auf dem europäischen Arbeitsmarkt.
Im Schnitt arbeiten die Einwohner der EU etwa 3,6 Jahre länger als sie es vor 20 Jahren taten. Den höchsten Anstieg seit 2000 verzeichnet der Inselstaat Malta – das Berufsleben dauert für die Malteser durchschnittlich 7,6 Jahre länger als zuvor. Auch zu Staaten außerhalb der EU hat Eurostat Daten erhoben. In der Türkei ist das Arbeitsleben mit 29,3 Jahren vergleichsweise kurz, in Island hingegen mit 45,8 Jahren von allen Ländern am längsten.

Fazit: Die Leidtragenden der strukturellen Systemdefekte von EU und Euro sind am Ende die Bürger und Steuerzahler der – isoliert betrachtet – solide wirtschaftenden Länder wie Deutschland.
Risiko-Weltkarte: Das Ende der sicheren Blue-Chip-Länder!
COVID 19 hat zwar andere Risiken aus den Schlagzeilen verdrängt, diese sind aber nicht verschwunden. Vielmehr wirkt die Pandemie in vieler Hinsicht als Brandbeschleuniger, der vorhandene Risiken verstärkt. Das zeigt die aktuelle Ausgabe der Aon Risk Maps. Diese Übersichten werden seit mehr als zwei Jahrzehnten von dem Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen Aon gemeinsam mit den internationalen Experten der Risk Advisory Group und Continuum Economics zusammengestellt.

In diesem Jahr sehen die Experten wachsende Gefahren vor allem in sechs Bereichen:
+ Rechtsextremer Terror
+ Angriffe mit Drohnen auf den Flugverkehr
+ Unruhen
+ Sanktionen
+ Enteignungen
+ Währungsschwankungen
Das Risiko von Unruhen steigt auch in entwickelten Volkswirtschaften massiv an
Viele dieser Risiken betreffen dabei entwickelte Industriestaaten wie Drittweltländer gleichermaßen. Die Autoren der Risk Maps erwarten zum Beispiel, dass drei von fünf entwickelten Volkswirtschaften mit Streiks und zivilen Unruhen konfrontiert sein werden. Nach Einschätzung der Experten wird COVID-19 diese Gefahr als Brennglas-Effekt noch verstärken, dabei werde keines von den genannten Risiken verschont. Unter anderem wird vermutet, dass der Handelskrieg zwischen den USA und China durch Corona einen globalen Kollaps verursachen könnte.
Instabile Länder können Brandherde werden und auf derzeit noch sichere Staaten übergreifen
Ohnehin instabile Länder könnten Brandherde für neue Konflikte und Unruhen werden. Durch Rechtsterrorismus hervorgerufene Risiken sind nach Meinung der Experten besonders für die USA und Deutschland relevant. Es gibt keine sicheren Blue-Chip-Länder mehr. Nicht nur die COVID-19-Pandemie verändert die globale Risikolandschaft massiv.
Die Risk Maps 2020 zeigen, dass als sicher geltende Strukturen grundlegend erschüttert wurden und werden. Unternehmen sind – ebenso wie Bürger und Privatanleger – gut beraten, über maßgeschneiderte Konzepte zur Absicherung nachzudenken. Diese sind am Markt auch verfügbar. Ebenso muss uns bewusst sein: Jedes Risiko ist gleichzeitig eine Chance!
Setzen Sie auf Finanzielle Selbstverteidigung!
Den Begriff der Resilienz lesen und hören Sie in den letzten Jahren immer häufiger. Darunter versteht man ganz grundlegend eine psychische Widerstandsfähigkeit, die Fähigkeit Krisen zu bewältigen und diese durch einen Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen als Anlass für Entwicklungen zu nutzen. Diese Vorgehensweise lässt sich auch auf alle anderen Bereiche unseres täglichen Lebens übertragen, allen voran auf wirtschaftliche und finanzielle Ereignisse, ebenso wie auf die in Meilenstiefeln immer weiter fortschreitende Digitalisierung, die auch gleichbedeutend ist mit einer Abschaffung gewohnter Dinge, wie beispielsweise unserem Bargeld oder dem Bankensystem wie wir es derzeit noch kennen: Finanzielle Selbstverteidigung!
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(c) Markus Miller – GEOPOLITICAL.BIZ
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